Über das Veredeln von Walnüssen
Im Jahr 2013 berichtete uns Alexander Dragotin, ein großer Gartenfreund, von einem Walnussbaum, der keiner bekannten Sorte zuzuordnen war. Die Nüsse dieses Wildsäm- lings, den er im Garten von “Tante Ivanka” - Pomatschkata in der Ortschaft Skutare in Bulgarien gefunden hatte, waren sehr groß und sie schmeckten auch sehr gut.
Verbinden von Veredlungsunterlage und Walnussreis
Wir fügen unsere Veredlungsunterlage und das Edelreis zusammen, in dem wir sie an den zwei zuvor hergestellten Kopulationsflächen aufeinander legen und mit einem dünnen Gummiband umwickeln (siehe Bilder unterhalb).
Versiegelung der Kopulationsfläche mit Rebveredlungswachs
In einem Kochtopf verflüssigen wir zuvor festes Rebveredlungswachs durch vorsichtiges Erwärmen. Das Wachs muss nur soweit erwärmt werden, dass es gerade flüssig ist, es darf nicht zu heiß sein. Mit einem Pinsel tragen wir das Wachs dünn auf die Veredlungs- stelle auf.
Ist die Veredlungsstelle mit Wachs versiegelt, wird das angesetzte Edelreis noch einmal, bis zu dieser, in das Rebveredlungswachs einge- taucht, oder bestrichen.
Dies hat zur Folge, dass alle Ernährungssäfte, die unsere Unterlage dem Reis zur Ver- fügung stellt, in diesem bleiben und das Aufbrechen und Austreiben der Knospen, so wie die Kallusbildung fördern.
Einsetzen der Veredlungsteile in Pflanzkübel
Nach dem Veredlungsvorgang werden die “Setzlinge” in mit Pflanzerde gefüllte Mörtel- kübel aus Kunststoff eingesetzt und angegossen.
Wie geht es nach der Veredlung weiter?
Nachdem man die veredelten Unterlagen in die Pflanztöpfe eingesetzt und eingewässert hat, werden diese an einen hellen und warmen Ort innerhalb unseres Hauses gebracht. Über jeden Pflanztopf wird ein großer Beutel aus lichtdurchlässiger Plastikfolie gestülpt. So erhalten wir eine Art Gewächshaus, in dem wir eine höhere Luftfeuchtigkeit von bis zu 80 % haben. Die Wärme und die höhere Luftfeuchtigkeit unterstützen die Kallusbildung (Verwachsen der Veredlungsstelle) unserer beiden Komponenten.
Immer wieder müssen die veredelten Pflanzen kontrolliert werden. Bilden sich unterhalb der Veredlungsstelle, wie im Bild oben, ein oder mehrere Austriebe, müssen diese Triebe sofort entfernt werden. Sie könnten sonst dafür sorgen, dass das Veredlungsreis nicht anwächst und abstirbt. Die Veredlungsarbeit wäre umsonst gewesen.
Das Ergebnis nach 6 Wochen
Von 25 Walnussveredlungen sind uns 15 gelungen und es kam zu einem Austrieb am Edelreis. Mitte Mai, nach den Eisheiligen haben wir sie ins Freiland gesetzt, einige direkt, die anderen in den Pflanztöpfen, an den wir die Böden entfernt haben.
Zur Überwinterung werden wir unsere jungen Walnussbäumchen vor Kälte und kalten Winden schützen müssen. Im näch- sten Jahr werden wir sie Anstäben, um ihnen einen geraden Wuchs zu verleihen
Wir werden Sie hier auch weiterhin mit weiteren Bildern über die Entwicklung der Walnussbäumchen informieren
Die veredelten Walnussbäumchen wurden von uns an verschiedene Nussliebhaber unseres Vereins verteilt.
Alle Bäumchen entwickeln sich bisher sehr gut und wir sind gespannt, wann die ersten Nüsse geerntet werden können.
Stellvertretend haben wir für Sie ein Bild von einem der veredelten Bäumchen hier eingestellt.
Entwicklung der Walnussveredlungen im zweiten Jahr (2015)
In einem Gespräch machte er uns Mut, die Veredlung eines Walnussbaumes doch einfach einmal zu versuchen, ihm sei es schließlich auch schon gelungen. Alex versprach uns Reiser dieses Sämlings im März 2014 aus Bulgarien mitzubringen, damit wir diesen ver- mehren können.
Das Veredeln von Walnüssen kann selbst von Laien durchgeführt werden, wenn man sich bei der Haus- oder Tisch-Veredlung an die nachfolgend aufgeführten Regeln hält.
Die Veredlungsunterlage in der warmen Wohnung bei 20° Celsius so lange vor- treiben, bis die Knospen kurz vor dem Aufbrechen sind. Veredlungsunterlagen benötigen immer einen Vegetationsvorsprung gegenüber dem Veredlungsreis
Die Knospen an den Veredlungsreisern müssen gut entwickelt, aber noch ruhend sein
Die veredelten Walnussunterlagen werden in einen Topf eingepflanzt, diesem wird eine durchsichtige Plastikhülle übergestülpt, sie sorgt für eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Der Topf wird an einen hellen und warmen Standort innerhalb des Hauses gestellt (deshalb auch Haus- oder Tischveredlung genannt).
Wichtig ist die Kontrolle der veredelten Sämlinge. Kommt es zu Austrieben unterhalb der Veredlungstelle, müssen diese sofort entfernt werden. Nur so kann die Veredlungsunterlage ihre volle Kraft dem Edelsreis zufließen lassen.
Wir besorgten uns die benötigten Veredlungsunterlagen (Juglans regia) und Ende März erreichte uns ein Paket von Alex, das die versprochenen Reiser enthielt. Aus den Reisern wurden die Edelreiser geschnitten, so dass wir den Versuch starten konnten.
Unsere Walnussveredlung - Schritt für Schritt
Der erste Arbeitsschritt ist die Vorbereitung unserer Veredlungsunterlagen. Wir haben als Veredlungsunterlage Walnusssämlinge (Juglans regia) verwendet. Diese haben wir im Haus, in einem hellen, geheizten Raum, in einem Zeitraum von 4 Wochen zum Aus- treiben gebracht (zu sehen im Bild links oben)
Für die Veredlung von Edelreisern auf eine Unterlage, ist es eine immens wichtige Voraussetzung, dass dieVeredlungsunterlage einen Vegetationsvorsprung hat. Die Reiser, die uns Alex aus Bulgarien mitgebracht hat, wurden bis zur Veredlung, in einem Plastik- beutel im Kühlschrank zwischengelagert.
Unsere Veredlung soll durch Kopulation durchgeführt werden. Wir nehmen die Vered- lungsunterlage und das Edelreis und machen an einer Stelle, an der Beide den gleichen Querschnitt haben, mit einem scharfen Messer ein Schnitt unter einem Winkel von etwa 30°. Die entstandenen Schnittflächen sollten möglichst gleich groß sein (siehe Bild unten)
Veredelung durch Kopulation
Alexander Dragotin hat uns einige Nüsse der Skutare Nuss zugesendet, damit wir sie probieren konnten. Sie schmeckt wirklich sehr gut!!!