In den vergangenen Jahren mussten wir unsere Apfel-, Kirschen- und Zwetschgenbäume, die auf schwachwachsende Unterlagen veredelt sind, so wie unsere Beerensträucher des Öfteren von Hand bewässern. Um den Bewässerungsvorgang zu optimieren, unseren Aufwand zu minimieren, haben wir daher die folgende Entscheidung getroffen:
“Wir bauen uns eine einfache Tropfbewässerung selber”
Mit einer Tropfbewässerung kann man das benötigte Wasser, zielgenau dort ausbringen, wo es benötigt wird (nur an den Pflanzen). Durch diese erhöhte Effektivität wird viel Wasser (zwischen 30 - 50 % gegenüber einer normalen Beregnungsanlage) und damit auch Geld eingespart.
Eine Tropfbewässerung kann man auf verschiedene Arten anbringen
Wir haben uns für die letzte der hier aufgeführten Varianten entschieden. Der verwendete Tropfschlauch hat alle 33 cm eine eingebaute Tropfstelle, aus der in einer Stunde maximal 2 Liter Wasser tropfen. Pro Meter und Stunde verbrauchen wir also 6 Liter Wasser.
Für eine Pflanzreihe mit 25 Meter benötigen wir damit 150 Liter (bei 4 Pflanzreihen 600 Liter) in der Stunde. Wir haben den Vorteil, dass wir das Wasser aus unserer Regenwasserzisterne verwenden können. Sollte es aber längere Zeit nicht regnen, die Zisterne leer sein, müssen auch wir das Wasser für die Tropfbewässerung aus dem Leitungsnetz beziehen.
Wie wir in unserem Lehrgarten eine einfache Tropfbewässerung selber eingebaut haben
Die Anbringung des Aufhängspanndrahtes
Als Träger für die Tropfleitung haben wir an unseren Stützpfosten in etwa 60 cm Höhe einen verzinkten Spanndraht angebracht.
Dies ermöglicht uns eine problemlose Bodenbearbeitung (Rasen mähen, Unkraut jäten, Boden aufhacken, etc.), ohne dass die Tropfleitung dabei größer stört.
Ein weiterer Vorteil ist, dass die Tropfleitung für eventuelle Wartungsarbeiten immer gut erreichbar bleibt.
Kanalaushub für die Wasserzuleitung (Druckleitung)
Die Druckwasserleitung (Versor- gungsleitung) für unsere Tropf- bewässerung haben wir unter die Erde verlegt.
Zum Ausheben des Versorgungs- kanals haben wir, auf Empfehlung unseres Ausschussmitglieds, Armin Schröder, einen Test mit einem speziellen Drainagespaten gemacht.
Wir können ihn weiterempfehlen, denn im direkten Vergleich, der beiden Spaten, waren wir erstaunt, wie viel besser und auch schneller wir mit dem Drainagespaten beim Graben voran kamen.
Abrollen, Auslegen, Anbinden des Tropfschlauches an den Spanndraht
Als nächstes haben wir die Rolle mit dem Tropfschlauch auf unseren Schubkarren gelegt
Da wir keine spezielle Abrollvorrichtung (Haspel) gehabt haben, mussten wir so vorgehen
Vorsichtig wurde der Tropfschlauch abge- rollt, damit er nicht abknicken konnte
Bei Unachtsamkeit kann dies sehr schnell geschehen und er wäre danach eventuell beschädigt
Dies haben wir für alle vier Pflanzreihen in einem Arbeitsgang auf einmal gemacht
Der Tropfschlauch hat in seinem Innern alle 33 cm eine eingebaute Tropfstelle.
Mit Kabelbindern haben wir den Tropf- schlauch am Spanndraht befestigt.
Der Tropfschlauch wurde an seinem Ende umgebogen und mit einem Endverschlussring fixiert.
So kann man die Tropfleitung bei Bedarf (zum Reinigen) durch verschie- ben des Endverschlussringes wieder öffnen und einfach durchspülen.
Mit Kabelbindern haben wir den Tropf- schlauch am Spanndraht befestigt.
Hat man wie wir ein leicht abfallendes Gelände, haben die Kabelbinder noch eine andere Funktion, als nur den Tropfschlauch zu halten.
Wasser das nicht abtropft, läuft wegen des Gefälles am Schlauch entlang bis zum nächsten Kabelbinder. An diesem läuft es zu dessen Ende, sammelt sich und tropft dann von dort ab.
Mit anbringen von zusätzlichen Kabelbindern in der Nähe der Pflanze (50 cm davor und dahinter) erreicht man so eine noch bessere Tropfbe- wässerung.
Einbau eines Druckminderers in die Versorgungsleitung
Da wir das Wasser für unsere Tropfbewässerung mit Hilfe einer Tauchpumpe aus unserer Regen- wasserzisterne entnehmen wollen, müssen wir unbedingt einen Druckminderer in die Versorgungsleitung einbauen.
Tropfbewässerungen werden je nach Anlage mit einem Wasser- druck zwischen 1 und 3,5 bar betrieben.
Einbau eines Filters in die Versorgungsleitung
Da wir für unsere Tropfbewässerung auch das Regenwasser aus unserer Zisterne verwen- den wollen, ist es sehr wichtig einen Filter in die Leitung einzubauen.
Durch diesen Feinfilter, mit einer Maschenweite von 0,13 mm, können wir verhindern, dass Schmutzpartikel in das Leitungssystem gelangen.
Diese könnten die Tropfdüsen der Bewässerungsleitung verstopfen.
Das Hauswasserwerk,
die Förderpumpe für unsere Tropfbewässerungsanlage
Um das Wasser unserer Zisterne nutzen zu können, haben wir im Keller der OGV Scheuer ein sogenanntes Hauswasserwerk (eine Pumpstation) installiert.
Sie fördert das Zisternenwasser über eine Wasserleitung zum Wasserhahn an der Außen- wand der OGV Scheuer. Von dort aus verwenden wir einen 1 Zoll Gartenschlauch (mit GK- Kupplung), um die Verbindung zum Druckminderer und Filter der Bewässerungsanlage herzustellen.
Die Inbetriebnahme der selbstgebauten Tropfbewässerung
Voller Spannung wurde die Pumpe eingeschaltet, der Wasserhahn geöffnet und wir gingen hinunter in den Lehrgarten, um zu sehen was passiert.
Wir waren begeistert, denn aus den Schläuchen tropfte schön langsam das Wasser für unsere Obst- und Beerenpflanzen.
Genau so, wie wir es uns bei der Planung vorgestellt hatten !!!
Wo wurde das gesamte, benötigte Material gekauft?
In der letzten Zeit wurden wir oft per e-mail angeschrieben und gebeten unseren Lieferanten für die verwendeten Materialien anzugeben.
Bezogen haben wir alles von der Firma Dill in D-71139 Ehingen, die schon seit mehr als 75 Jahren erfolgreich im Bereich Technik im Gartenbau tätig ist.
Obwohl unsere Tropfbewässerung, für die Firma Dill nur ein kleines Projekt darstellt, erhielten wir eine sehr gute und fachlich hervorragende Beratung. Wir waren überrascht, dass es so etwas heute noch gibt.
Unsere Erfahrungen mit der selbst gebauten Tropfbewässerung
Mai und Juni 2014 war bei uns zu trocken, weshalb wir im Abstand von etwa 3 Tagen, in den Abendstunden unsere Tropfbewässerung jeweils für 2 bis 3 Stunden in Betrieb genommen haben. Speziell bei unseren Kirschen und Zwetschgen konnten wir schönere und größere Früchte als in den Jahren zuvor ernten. Die Früchte unserer Herman-Zwetschge haben eine Größe erreicht, die weit über der, in der Fachliteratur angegebenen Fruchtgröße liegt (siehe Bild oben). Bei unseren Apfelsorten sieht es genauso aus, unsere Indianerbanane bekam sogar einen richtigen Wachstumsschub.
Der Wasserverbrauch hat sich im Vergleich zum herkömmlichen Gießen verringert, der Arbeitsaufwand beschränkte sich auf das An- und Ausschalten der Förderpumpe, so wie das Öffnen und Schließen des Wasserhahns.
Dies könnten wir nun noch durch den Einbau eines Tensiometers (Feuchtigkeitsmessers) und einer Zeitschaltuhr automatisieren und somit optimieren. Sollten wir diesen Schritt, wie im professionellen Obstanbau vollziehen, werden wir dies natürlich hier auch noch veröffentlichen.
Anschluss des Tropfschlauches an die Versorgungsleitung
Um den Tropfschlauch an die Versorgungsleitung anschließen zu können, müssen wir in diese ein Loch mit etwa 15 mm Durchmesser bohren. Mit einem Bohrer dieses Durchmessers wäre dies eine schwierige Arbeit, da die zwei Schneiden des Bohrers sicherlich einhaken würden. Wir haben das Loch deshalb folgendermaßen hergestellt, vorgebohrt mit einem gut ausge- spitzten 6 mm Bohrer, aufgeweitet mit einem Senker 15 mm. Da der Senker mehr als zwei Schneiden hat, hakt er nicht so schnell ein.
Genau auf das gebohrte Loch wird dann die Anschluss - Schelle mit Dichtung aufgesetzt und verschraubt (siehe Bilder unterhalb).
An diese Anschluss - Schelle mit Innengewinde wird dann ein etwa 1,2 m langes Tropfschlauchstück mit Hilfe einer Schraubverbindung angeschlossen.
Über dieses Schlauchstück stülpen wir dann ein etwa 50 cm langes Kabelschutzrohr aus Aluminium, stellen es in einem Winkel von 45° zur Pflanzreihe und verfüllen den Graben wieder vorsichtig mit der ausgehobenen Erde.
Dieses Aluminium-Rohr soll die Steigleitung vor Beschädigungen schützen, wenn zum Beispiel der Rasen gemäht, oder der Boden bearbeitet werden muss.
Zwischen die Steigleitung und die Tropfleitung bauen wir einen Kugelhahn aus Kunststoff ein. So können wir, je nach Bedarf, die Tropfleitung in einer Pflanzreihe schließen, wenn dort kein Wasserbedarf besteht.
Einbau der Druckleitung (Versorgungsleitung)
Die Druckleitung aus Polyethylen PE 32 x 1,9 (32 mm Außendurchmesser und 1,9 mm Wandstärke) wird ausgerollt und in den zuvor ausgehobenen Kanalgraben gelegt.
An ihrem Ende wird sie mit einem Verschlussstopfen geschlossen (siehe Bilder unterhalb). Bei Bedarf kann dieser auch wieder entfernt und eine Schlauchverlängerung angebracht werden.