Als ich (Jahrgang 1961) noch jung war und mit meinem Großvater und Onkel hinaus zu den Wiesen fuhr, um dort das Gras für das Futter der Kühe zu mähen, sahen die Wiesen noch ganz anders aus als heute. Die Bauern machten damals im Frühsommer noch “Heu” und im Hoch- sommer “Öhmd”, danach folgten eventuell noch weitere Schnitte. So war gewährleistet, dass die Wildblumen noch aussamen konnten und die “Wildblumenwiesen” eine Selbstverständlich- keit waren. Das getrocknete Heu und Öhmd wurde, wie das Stroh unter dem Dach der großen Bauernhäuser für das Winterhalbjahr eingelagert, um in dieser Zeit genug Futter für die Kühe, Pferde etc. zu haben. Seit etwa 1980 ging diese Art der Bewirtschaftung immer mehr zurück, da sie sehr arbeitsintesiv ist. Heute wird früher und öfter gemäht, das Gras siliert (es wird in Rundballen gepresst und mit Plastikfolie luftdicht umwickelt) und so verschwanden die “Wildblumenwiesen” immer mehr aus unserer Landschaft. Bauern, die ihre Milch an Käsereien für die Käseproduktion liefern, machen heute noch Heu und Öhmd und erhalten so noch einige wenige der alten Blumenwiesen.
Der OGV Leutenbach macht sich schon lange Gedanken über die Folgen, die daraus für die Artenvielfalt entstehen können. Vor einger Zeit haben wir deshalb zwei Ackerstreifen neben unserem Vereinsgelände gekauft, dem Pächter einen neuen Pachtvertrag gegeben, der seine Nutzfäche um knapp 500 Quadratmeter (5 Ar) reduziert. Auf diesem etwa 3 Meter breiten Streifen haben wir am 6. Mai 2018 eine Wildblumenwiese und eine Schmetterlings- und Bienenweide ausgesät. Hier an dieser Stelle wollen wir Ihnen unser Projekt “Wildblumenwiese” und seine Entwicklung mit Bildern dokumentieren. Wir sind gespannt, ob sich die Zahl der Schmetterlinge, Wild- und Honigbienen auf diesem Areal sichtbar erhöht, von einem Zuwachs würden sicherlich nicht nur unsere Obstbäume provitieren.
Das Saatgut bezogen wir von der Firma
in 74572 Blaufelden- Raboldshausen, diese Firma hat sich auf sich den Anbau und Vermehrung von gebietsheimischen Wildkräutern und Gräsern spezialisiert und vertreibt diese auch.
Die Entwicklung unserer “Wildblumenwiese” in Bildern
Nach dem Aussäen hatten wir eine trockene Woche, kein Regen, von oben nur Sonne. Den Bereich “Blühender Saum” haben wir an zwei Abenden leicht begossen.
Danach begann es an einigen Tagen zu regnen, zwischendurch kam immer wieder die Sonne gut durch und die Temperatur schwankte um die 20° C
Ideale Keimbedingungen für die Samen, erste grüne Farbtupfen kommen aus dem Ackerboden
Es folgte ein sehr trockener Sommer, mit sehr wenigen Niederschlägen, trotzdem entwickelte sich unsere Wildblumenwiese, wenn auch langsam, stetig weiter
Trotz des sehr trockenen Sommers wuchsen die eingesäten Wildblumen und Gräser gut an, an den Blüten labten sich Bienen, Hummeln und Käfer - es war eine Freude dies zu beobachten.
Deshalb habe hier eine kleine Anzahl von Bildern davon für Sie eingestellt
Auf allen meinen Besuchen an unserer Wildblumenwiese hatte ich meine Kamera dabei, aber leider waren einige der Insekten sehr viel schneller unterwegs, als meine Hände und Finger an der Kamera, um sie abzulichten.
Fasziniert war ich von Grashüpfern, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte. Ich bin deshalb gespannt, ob ich im nächsten Jahr weitere Insekten beobachten und auch im Bild festhalten kann.
Die Einsaat der Wildblumenwiese hat sich meiner Meinung nach bewährt und wir hoffen manche Nachahmer zu finden, die in ihrem Hausgarten eine “kleine” Wildblumenecke einrichten, um Insekten Nahrungsquellen anzubieten
Mehrjährige Wildblumenwiese im zweiten Jahr (2019)
Unsere Wildblumenwiese befindet sich nun im zweiten Jahr nach der Aussaat 2018.
Jetzt gegen Ende Mai blühen auch die Wiesen- margariten, von denen man 2018 noch nichts gesehen hatte.
Ebenso weitere Wiesenblumen, die bisher noch nicht in Erscheinung getreten waren.
Endlich haben wir sie, eine Wildblumenwiese, wie es sie vor etwa 40 Jahren noch überall auf der Gemarkung der Gemeinde Leutenbach ge- geben hatte.
Schon 2018 hatte ich einen Grashüpfer gesehen, war aber mit meiner Kamera nicht schnell genug, um ihn abzubilden.
Am 26. Mai 2019 gelang es mir endlich. Es ist schon toll zu sehen, dass die Insekten unsere Wildblumenwiese als Standort lieben und sich dort vermehrt aufhalten
Am 8. Juni 2019 sehen wir eine farbenprächtige Wildblumenwiese, die wirklich schön anzusehen ist.
Wiesenmargeriten, Klatschmohn, Malven, Disteln, Kornblumen und noch viel mehr blühen auf der von uns Anfang Mai 2018 ausgesäten Wildblumenwiese.
Verschiedenste Insekten, Bienen, Hummeln, Schmetterlinge laben sich an den Blüten, speziell die Distelblüten sind bei ihnen sehr begehrt.
Die Wiesenmargeriten werden wahrscheinlich bis in 3 Wochen abgeblüht sein, aber andere Blüher kündigen sich bereits an
Im Juli ist im unteren Teil unserer Wildblumenwiese die Farbe weiß sehr stark vertreten, da in diesem Bereich jetzt die “Wilde Möhre” blüht. Im oberen Bereich an der OGV Scheuer ist es noch etwas bunter
Wir haben unsere Wildblumenwiese im Herbst nicht abgemäht, sondern komplett stehen lassen. So können Vögel während des Winters noch den Samen aus einigen der “Wildblumen” holen.
Manche Insekten haben in den Halmen Eier abgelegt, aus denen im Frühjahr 2020 ihre Nachkommen ausschlüpfen werden.
Die Fortsetzung über die Entwicklung unserer Wildblumenwiese im Jahr 2020 und danach folgt auf einer weiteren Seite der Lehrgarten-Homepage, “Wildblumenwiese im Jahr 2020”