Was man beim Pflanzen eines Baumes unbedingt berücksichtigen sollte
Möchte man einen Baum pflanzen, so sollte dies genau geplant werden. Machen Sie sich also zuerst einmal Gedanken über den geplanten Standort, dieser muss der ausgewählten Baumart und ihren Bedürfnissen entsprechen.
An diese Dinge sollten Sie deshalb denken
Link zum Nachbarschaftsrecht in Baden Württemberg
Sollte Ihnen noch etwas unklar sein, holen Sie sich Informationen und Rat bei Ihrem örtlichen Obst- & Gartenbauverein oder einer Baumschule in Ihrer Region.
Der Kauf des Baumes
Wir empfehlen Ihnen, ihren Obstbaum in einer Baumschule ihrer Region zu kaufen, denn da erhalten Sie eine gute fachkundige Beratung. Sie sehen sofort was sie kaufen, erleben keine Überraschung, wie es oft bei Versandware der Fall ist. Die in der regionalen Baumschule gezogenen Bäume sind das lokale Klima schon gewöhnt.
Achten Sie auf einen unbeschädigten geraden Stamm und eine gut verzweigte Baumkrone mit mindestens 5 Seitentrieben, die gut, um die Stammverlängerung herum (in unterschiedlicher Höhe) verteilt sein sollten. Ein rotes Etikett garantiert Ihnen virusfreie Bäume.
Junge Bäume sind an allen Teilen sehr empfindlich, speziell an der Rinde. Transportschäden an Stamm und Ästen vermeiden Sie durch ausreichende, rutschfreie Polsterungen an den Auflagestellen am PKW oder Anhänger.
Pflanzen des Baumes
Bei einer Bodentemperatur über 5° C bilden sich noch neue Wurzeln, dies ist der Grund, warum man bei einer Herbstpflanzung normalerweise ein besseres Anwachsergebnis erreicht.
Vor dem Pflanzen des Baumes sollten Sie den Boden untersuchen, dieser sollte tiefgründig und ohne Staunässe sein. Hat man einen lockeren und leichten Boden können Sie den Baum im Spätherbst (Oktober bis Anfang Dezember) pflanzen. Bei einem schweren Boden (mit einem hohen Lehm- oder Tonanteil) sollte die Pflanzung besser im zeitigen Frühjahr (März) stattfinden.
Pflanzzeit ist von Oktober bis April, bei frostfreiem Boden!
Obstsorten, wie Pfirsich, Aprikose, Walnuss, die als Jungpflanzen empfindlich auf kalten Wind und Frost reagieren, sollte man immer im Frühjahr pflanzen
Das Pflanzloch sollte mindestens zweimal so groß und tief, wie der Wurzelballendurchmesser sein (ca. 80 - 100 cm breit und etwa 60 cm tief).
Beim Aushub wird der Oberboden mit der Grasnarbe auf der einen Seite, der Unterboden aus den tieferen Erdschichten auf der anderen Seite der Pflanzgrube gelagert, damit er später wieder so eingefüllt werden kann.
Der Grund der Pflanzgrube wird mit dem Spaten ebenfalls aufgelockert
Die Wurzeln haben so ausreichend Platz, können sich besser ausbreiten und man verhindert den sogennnten “Blumentopfeffekt”.
Schutz vor Wühlmausverbiss
Zum Schutz vor Wühlmäusen muss (sollte) der Wurzelballen mit einem Drahtkorb geschützt werden. Diesen Wühlmaus- schutzkorb kann man selber aus Sechseck- drahtgeflecht, (auch “Hasenstalldraht” genannt) herstellen.
Von einer 50 cm breiten Rolle mit einer Maschenweite von maximal 13 mm werden 2 Teile abgeschnitten.
Teil 1 wird ringförmig zu einem Zylinder gebogen und durch ineinander Einhaken und Umbiegen, der angeschnittenen Draht- maschen, miteinander verbunden. Teil 2 wird auf den Zylinder gelegt und die über- stehenden Ecken vorsichtig nach unten ge- bogen. Durch ineinander Einhaken und Umbiegen, der angeschnittenen Draht- maschen, werden die beiden Teile gut und fest miteinander verbunden.
Achtung!!! Die Nahtstellen des Drahtkorbes müssen gut und fest miteinander verbunden sein, damit sie beim Auffüllen mit der Pflanzerde nicht wieder aufreisen.
Achtung !!! Das Drahtgeflecht darf aber nicht zu stark, zu dick verzinkt, oder kunststoff- beschichtet sein! Der Wühlmausschutzkorb kann sich sonst durch Oxidation (Rost) nicht schnell genug selbst zerstören (sich selber auflösen) und behindert dann das Wachsen der Wurzeln und somit auch das des Baumes
Der Drahtkorb wird in die Pflanzgrube gestellt und etwa 15 cm hoch mit feiner Erde gefüllt (am besten eine Mischung aus maximal 50 Prozent reifem Kompost und dem zuvor ausge- hobenen Unterboden, dies wird auch als Vorratsdüngung bezeichnet).
Achtung!!! Keinesfalls frischen Mist oder gar Kunstdünger beigeben!!!
Dies könnte zu Schäden an den Wurzeln führen und den Baum schwer schädigen.
Vorbereitung des Wurzelballens
Vor dem Einsetzen des Baumes in eine Pflanzgrube muss man den Wurzelballen vorbereiten. Er wird von einer eventuell vorhandenen Umhüllung befreit (selbst wenn diese aus verrottbarem Material besteht), denn auch sie verhindert ein schnelles Wurzelwachstum.
Danach betrachten wir die Wurzeln ganz genau. Nur beschädigte, einzelne dicke oder zu lange Wurzeln dürfen mit einer scharfen Baumschere beschnitten werden. Alle Fein- und Faser- wurzeln werden nicht gekürzt.
Hat man beim Aushub der Pflanzgrube am Anfang Grassoden abgestochen, so werden diese nun umgekehrt auf das wieder aufgefüllte Pflanzloch aufgelegt und fest angetreten. Mit ihnen wird auch ein Außenring (Durchmesser 1 Meter) geformt, so dass man eine Gießmulde erhält.
In diese Gießmulde gibt man dann auch wenn es regnet noch mindestens 20 bis 30 Liter Wasser, dies führt dazu, dass die Feinwurzeln gut eingeschwemmt werden, es zum so genannten Bodenschluss kommt und sie weiter wachsen können. Nach einer Frühjahrs- pflanzung sollten Sie den Baum unbedingt regelmäßig gießen. Dies ist besonders in trockenen Phasen sehr wichtig.
Einsetzen des Baumstützpfahls
Bevor man den Baum in die Pflanzgrube einsetzt, wird der Pfahl zum Anbinden des Baumes etwa 30 bis 50 cm tief in den festen Boden eingeschlagen. Dies verhindert, dass man die Wurzeln des Baumes beschädigt.
!!! Achtung!!!
Immer auf der Seite, aus der der Wind kommt, meistens ist dies auf der Westseite.
Der Stützpfahl stabilisiert den neu ange- pflanzten Baum, solange ihn die Wurzeln noch nicht selber halten können (in den ersten 4 bis 5 Jahren) und sorgt auch für einen geraden Wuchs.
!!! Achtung !!!
Er darf nicht bis in die Baumkrone reichen, muss kurz vor dem ersten Ast enden, damit es zu keinen Scheuerschäden an diesem kommt.
Einsetzen des Baumes in den Pflanzkorb
Man stellt den Baum mit einem Abstand von 5 bis 10 cm zum Stützpfahl in den Pflanzkorb.
Unter leichtem Rütteln des Baumes wird der Pflanzkorb zu etwa zwei Drittel mit feiner Erde befüllt. So kommt die Erde auch zwischen die Wurzeln und Hohlräume werden ausgefüllt. Ist die Erde zu trocken, muss man immer wieder etwas wässern, damit die Feinwurzeln besseren Boden- kontakt bekommen.
Beim Einfüllen der Erde muss man darauf achten, dass der Stamm nicht tiefer als bis zum Wurzelhals (knapp oberhalb der ersten Wurzel), so wie er in der Baumschule stand, eingepflanzt wird.
Der Pflanzkorb wird auch oben durch Zusammenfalten und Festtreten des Drahtgitters fest verschlossen.
!!! Achtung !!!
Aufpassen, dass man beim Einfüllen den Stamm nicht beschädigt. Auf den geschlossenen Drahtkorb gibt man noch weitere lockere Erde, die ebenfalls leicht festgetreten wird.
!!! Wichtig !!!
Achten Sie darauf, dass sich die Veredelungsstelle (wie im Bild links) etwa eine Handbreite (etwa 10 cm) über dem Boden befindet, sie darf nicht in der Erde sein!!!
Der Stamm oberhalb der Veredelungsstelle würde eigene Wurzeln bilden, die Veredelungsunterlage ihre Funktion verlieren, der Baum deshalb viel stärker wachsen.
Hier muss auch eingerechnet werden, dass sich der aufgelockerte Boden noch setzt. Mit einer quer über das Pflanzloch gelegten Latte kann man dies gut kontrollieren.
Zum Schluss streut man dann noch Rindenmulch oder Häckselmaterial in die Gießmulde. Dies verhindert das Austrocknen des Bodens und man erhält gleichzeitig eine Baumscheibe in der das Regenwasser gut versickern und so besser zu den Wurzeln vordringen kann.
Diese Baumscheibe, mit einem Radius von etwa 0.8 Meter, muss stets von Graswuchs freihalten werden, denn eine Grasnarbe ist ein Konkurrent des Baumes um Nährstoffe und Wasser. Busch und Spindel benötigen immer eine Baumscheibe, Halb- und Hochstämme nur etwa 4 bis 6 Jahre lang. Deckt man die Baumscheibe mit einer Mulchschicht ab, sollte man diese im Herbst zum Schutz vor Wühlmäusen aber unbedingt entfernen.
Herstellung einer Baumscheibe
Anbinden des Baumes an den Baumstützpfahl
Hierzu kann man einen Strick (aus Kokos oder Ähnlichem) verwenden.
Die Schlaufe hat die Form einer 8 und wird am Baumpfahl mit einem Nagel oder Krampen gesichert, so dass sie nicht abrutschen kann.
Landwirt Fritz Schneider, ein Fachmann mit langjähriger Erfahrung im Obstanbau, verwendet zum Anbinden weiche Gurte.
Diese Baumgurte erhält man im Raiffeisenmarkt, man kann sie sich aber auch aus alten Sicherheitsgurten, erhältlich bei Autoverwertern, selber herstellen.
Auch der Baumgurt wird mit Dachpappennägeln gesichert, dass er nicht abrutschen kann.
Schutz gegen Wildverbiss
Haben Sie ihren Baum auf einer Streuobstwiese gepflanzt, sollten sie ihn vor Wildverbiss durch Rehe, Feldhasen, Kaninchen etc. schützen.
Hierzu müssen Sie ein Schutzgitter aus einem stabilem, engmaschigen und verzinkten Draht anbringen. Dieses sollte mindestens 1 Meter, besser 1.5 Meter hoch sein.
Achtung!!!
Das Schutzgitter müssen Sie am Pfahl befestigen, (siehe Bild rechts) damit es von Wildtieren nicht bei Seite geschoben werden kann.
Vor Verwendung von Kunststoffmanschetten (Spiralen) raten wir ab.
Sie haben nur eine kurze Lebensdauer, der Stamm wird zu stark beschattet und trocknet nach Regen langsamer ab, was zu Schäden an der Rinde des Baumes führen kann.
In ihrem umzäunten Hausgarten benötigen Sie einen solchen Verbissschutz natürlich nicht, außer Sie halten dort Pferde, Schafe, Ziegen, Rehe oder ähnliches.
Der Pflanzschnitt
Mit dem Pflanzschnitt schafft man die Grundlage für die zukünftige Form der Baumkrone.
Dafür wählt man 3 bis 4 Äste aus, die gleichmäßig verteilt in unterschiedlicher Höhe rund um die Stammverlängerung angeordnet sind.
Zu steil aufragende Äste, sind Konkur- renzäste zur Stammverlängerung oder würden bei Belastung leicht ausbrechen (Schlitzäste), sie sind daher nicht geeignet.
In unserem Beispiel links haben wir neben der Stammverlängerung 4 Äste, die zu einander fast in einem 90° Winkel stehen.
Sie machen wir zu den Leitästen an unserem Baum.
Wenn sie nicht bereits unter einem Winkel von 60° von der Stammverlängerung nach oben abgehen, müssen wir eingreifen.
Diese Äste werden durch Abspreizen oder Hochbinden dazu gebracht, in einem Abgangswinkel von etwa 60° zu wachsen.
Die unteren 2 Äste werden entfernt.
Ist dies geschehen, werden die Leitäste durch einen Rückschnitt um 1/3 bis 1/2 ihrer Länge, alle etwa auf die gleiche Höhe gebracht, dazu schneidet man diese knapp über einer nach innen stehenden Knospe ab. (Im Jahr darauf entfernt man dann den zur Stammverlängerung hin gewachsenen Trieb, in dem man den Leitast kurz oberhalb des darunter entstandenen, nach Außen gehenden Ast einkürzt). Durch die nun ungefähr gleiche Höhe der Leitäste, erhält man die so genannte “Saftwaage”. Durch die Saftwaage werden die Leitäste gleichmäßig austreiben und damit für einen ausgeglichenen Kronenaufbau sorgen. Knospen, an der Oberseite der Leitäste, werden ausgebrochen, so verhindert man Konkurrenztriebe. Aus den seitlichen Knospen der Leitäste bilden sich später die Fruchtäste, an denen dann die Früchte wachsen.
Die Stammverlängerung, auch Mitteltrieb genannt, wird ebenfalls knapp über einer Knospe so eingekürzt, dass sie die Leitäste aber immer noch um etwa 10 bis 20 cm überragt.
Wir empfehlen den Pflanzschnitt im zeitigen Frühjahr vorzunehmen. Durch diesen Rück- schnitt gleicht man das Kronenvolumen dem vorhandenen Wurzelwerk an und man sichert eine ausreichende Nährstoffversorgung des Baumes. Dadurch erreicht man ein kräftigeres Holzwachstum, was die Grundlage für einen kräftigen und schnelleren Kronenaufbau ist. Ein kräftiger Rückschnitt sorgt für einen stärkeren Austrieb.
Düngung des Baumes
Wenn wir die Baumscheibe “offen” halten, unser neu gepflanzter, junger Baum damit keinen “Nahrungskonkurrenten” hat, kommt er am Anfang noch mit einer relativ geringen Nährstoffmenge aus. Verteilt auf unsere knapp 2 Quadratmeter große Baumscheibe reichen im Frühjahr (März / April) 150 bis 200 Gramm organischer oder mineralischer Volldünger. Alternativ kann man auch etwa 2 Kilogramm Stallmist oder abgelagertem Kompost, angereichert mit 150 Gramm Hornmehl, verwenden.
!!! Vorsicht !!!
Überdüngung schadet einem Baum genauso, wie eine Unterversorgung und kann zu schwer- wiegenden Folgen für den Baum führen. Unter anderem wird die Krankheitsanfälligkeit des Baumes erhöht und die Haltbarkeit der Früchte verringert sich.
Um dies zu vermeiden, kann man durch eine Analyse, einer Bodenprobe, den genauen Nährstoffbedarf für den Obstbaum ermitteln lassen.