Über das Veredeln von Walnüssen
Im Jahr 2013 berichtete uns Alexander Dragotin, ein großer Gartenfreund, von einem Walnussbaum, der keiner bekannten Sorte zuzuordnen war. Die Nüsse dieses Wildsämlings, den er im Garten von “Tante Ivanka” - Pomatschkata in der Ortschaft Skutare in Bulgarien gefunden hatte, waren sehr groß und sie schmeckten auch sehr gut.
In einem Gespräch machte er uns Mut, die Veredlung eines Walnussbaumes doch einfach einmal zu versuchen, ihm sei es schließlich auch schon gelungen. Alex versprach uns Reiser dieses Sämlings im März 2014 aus Bulgarien mitzubringen, damit wir diesen vermehren können.
Das Veredeln von Walnüssen kann selbst von Laien durchgeführt werden, wenn man sich bei der Haus- oder Tischveredelung an die nachfolgend aufgeführten Regeln hält.
Wir besorgten uns die benötigten Veredelungsunterlagen (Juglans regia) und Ende März erreichte uns ein Paket von Alex, das die versprochenen Reiser enthielt. Aus den Reisern wurden die Edelreiser geschnitten, so dass wir den Versuch starten konnten.
Unsere Walnussveredlung - Schritt für Schritt
Der erste Arbeitsschritt ist die Vorbereitung unserer Veredelungsunterlagen. Wir haben als Veredelungsunterlage Walnusssämlinge (Juglans regia) verwendet. Diese haben wir im Haus, in einem hellen, geheizten Raum, in einem Zeitraum von 4 Wochen zum Austreiben gebracht (zu sehen im Bild links oben)
Für die Veredelung von Edelreisern auf eine Unterlage, ist es eine immens wichtige Vor- aussetzung, dass die Veredelungsunterlage einen Vegetationsvorsprung hat. Die Reiser, die uns Alex aus Bulgarien mitgebracht hat, wurden bis zur Veredlung, in einem Plastikbeutel im Kühlschrank zwischengelagert.
Veredelung durch Kopulation
Unsere Veredlung soll durch Kopulation durchgeführt werden. Wir nehmen die Veredelungs- unterlage und das Edelreis und machen an einer Stelle, an der Beide den gleichen Querschnitt haben, mit einem scharfen Messer ein Schnitt unter einem Winkel von etwa 30°. Die entstandenen Schnittflächen sollten möglichst gleich groß sein (siehe Bild unten)
Verbinden von Veredelungsunterlage und Walnussreis
Wir fügen unsere Veredelungsunterlage und das Edelreis zusammen, in dem wir sie an den zwei zuvor hergestellten Kopulationsflächen aufeinander legen und mit einem dünnen Gummiband umwickeln (siehe Bilder unterhalb).
Versiegelung der Kopulationsfläche mit Rebveredelungswachs
In einem Kochtopf verflüssigen wir zuvor festes Rebveredelungswachs durch vorsichtiges Erwärmen. Das Wachs muss nur soweit erwärmt werden, dass es gerade flüssig ist, es darf nicht zu heiß sein. Mit einem Pinsel tragen wir das Wachs dünn auf die Veredelungsstelle auf.
Ist die Veredelungsstelle mit Wachs versiegelt, wird das angesetzte Edelreis noch einmal, bis zu dieser, in das Rebveredelungswachs einge- taucht, oder bestrichen.
Dies hat zur Folge, dass alle Ernährungssäfte, die unsere Unterlage dem Reis zur Ver- fügung stellt, in diesem bleiben und das Aufbrechen und Austreiben der Knospen, so wie die Kallusbildung fördern.
Einsetzen der Veredelungsteile in Pflanzkübel
Nach dem Veredelungsvorgang werden die “Setzlinge” in mit Pflanzerde gefüllte Mörtelkübel aus Kunststoff eingesetzt und angegossen
Wie geht es nach der Veredlung weiter?
Nachdem man die veredelten Unterlagen in die Pflanztöpfe eingesetzt und eingewässert hat, werden diese an einen hellen und warmen Ort innerhalb unseres Hauses gebracht. Über jeden Pflanztopf wird ein großer Beutel aus lichtdurchlässiger Plastikfolie gestülpt. So erhalten wir eine Art kleines Gewächshaus, in dem wir eine höhere Luftfeuchtigkeit von bis zu 80 % haben. Die Wärme und die höhere Luftfeuchtigkeit unterstützen die Kallusbildung (Verwachsen der Veredelungsstelle) unserer beiden Komponenten.
Immer wieder müssen die ver- edelten Pflanzen kontrolliert wer- den.
Bilden sich unterhalb der Verede- lungsstelle, wie im Bild neben, ein oder mehrere Austriebe, müssen diese Triebe sofort entfernt wer- den. Nur so geht die volle Kraft der Unterlage in das Edelreis zur Knospe oben.
Machen wir das nicht, kann es sein, dass die Triebe unterhalb der Veredelungsstelle alle Nährstoffe, die die Unterlage nach oben schickt, für sich abnehmen. Das Edelreis stirbt dann ab, da es keine ausreichende Versorgung mit Nährstoffen erhält.
Unsere Veredelungsarbeit wäre dann umsonst gewesen.
Das Ergebnis nach 6 Wochen
Von 25 Walnussveredlungen sind uns 15 gelungen und es kam zu einem Austrieb am Edelreis. Mitte Mai, nach den Eisheiligen haben wir sie ins Freiland gesetzt, einige direkt, die anderen in den Pflanztöpfen, an den wir die Böden entfernt haben.
Zur Überwinterung werden wir unsere jungen Walnussbäumchen vor Kälte und kalten Winden schützen müssen.
Im nächsten Jahr werden wir sie an Stäben erziehen, um ihnen eine gerade Wuchsform zu verleihen
Entwicklung der Walnussveredelungen im zweiten Jahr (2015)
Die veredelten Walnussbäumchen wurden von uns an verschiedene Nussliebhaber unseres Vereins verteilt
Alle Bäumchen entwickeln sich bisher sehr gut und wir sind gespannt, wann die ersten Nüsse geerntet werden können
Stellvertretend haben wir für Sie ein Bild von einem der veredelten Bäumchen hier eingestellt
Wir werden Sie hier auch weiterhin mit weiteren Bildern über die Entwicklung der Walnussbäumchen informieren